Albanien

Im Land der Muslime

04.11.2016

Zwei Steyler Missionare haben eine neue Mission in Albanien begonnen, einem überwiegend muslimischen Land, in dem jahrzehntelang jede Religion verboten war. Die Herausforderungen sind groß .

Offiziell gehört die Mehrheit der rund drei Millionen Albaner gar keine Religion an. Doch der Islam wächst, und nur zehn Prozent der rund drei Millionen Albaner sind Katholiken. Konfession oder Religion sind kein Konfliktpotenzial im Land, hat Pater Stefan Lucaci beobachtet: Albanien verbindet vor allem der Stolz auf die Nation. „Der Nationalismus ist für die Albaner ein sakrales Element im echten Sinne des Wortes.“

Seit einem Jahr arbeite der Steyler Missionar aus Rumänien in Vlora, einer alten Hafenstadt an der Adria-Küste. Der 37-Jährige ist Pfarrer einer kleinen Gemeinde von 30 bis 40 Familien, eine verschwindende Minderheit in einer Stadt mit 190 000 Einwohnern. „Es ist schon etwas Besonderes, dass bei der Sonntagsmesse an die 80 Personen aus allen Altersgruppen kommen und ihre Zahl langsam wächst. Während der Osternachtfeier sind acht Personen getauft und gefirmt worden.“ 

Pater Lucaci (l.) mit den Neugetauften seiner Gemeinde. (Foto: SVD)
Pater Lucaci (l.) mit den Neugetauften seiner Gemeinde. (Foto: SVD)

Die katholische Kirche ist im Süden noch wenig bekannt, weiß sein Mitbruder Mansuetus Tus, ein Indonesier, der erst vor einigen Monaten in die Gemeinde kam. „Ich empfinde es als eine große Herausforderung, hier als Missionar zu arbeiten. Ich habe den Eindruck, dass die Menschen überhaupt kein religiöses Interesse haben. Viele suchen auch keinen Kontakt zu irgendwelchen Religionen.“

Die schwierige Situation in Albanien ist Folge der jahrzehntelangen Diktatur unter Enver Hoxha, in der jede Religionsausübung verboten war. Albanien war das einzige Land in der Welt, dass sich in seiner Verfassung atheistisch erklärte. Heute gehört Albanien zu den ärmsten Ländern Europas. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen liegt bei 3400 Euro im Jahr (in Deutschland ist es zehn Mal so viel.) Die Hälfe der Menschen arbeitet in der Landwirtschaft und versorgt sich auf diese Weise häufig selbst.

„Unser missionarisches Tun besteht darin, den Albanern wieder Hoffnung zu geben, in ihren Herzen die Freude und Vitalität wieder zu entfachen, die das kommunistische Regime zu ersticken versuchte,“ sagt Pater Lucaci. „Das ist der Gedanke, der mich als Pfarrer der Gemeinde leitet.“ Zusammen mit den Franziskanerinnen aus Italien setzen sich die beiden Steyler in der Jugendarbeit ein, bieten Seelsorge und Gottesdienste, Bibelarbeit und Katechese an. „Viele der Kinder und Jugendliche, die wir begleiten, kommen aus einer Familie, in der die Eltern keine Verbindung zur Religion haben, oder zu einer anderen Religion gehören, erklärt Pater Tus. „Es ist für uns eine große Herausforderung, diese jungen Menschen religiös zu begleiten, weil sie das zu Hause nicht haben.“

Christina Brunner

Interview auf stadtgottes.de

Ein ausführliches Interview mit den Steylern in Albanien lesen Sie hier.

 
Melanie Pies-Kalkum

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