Deutschland

Malen für die Mission

31.10.2016

Wenn Bruder Roland Scheid ausspannen will, greift er zu Farbe und Pinsel. Weihnachtliche und zeitlose Motive sind nun als Grußkarten erschienen. Ihr Erlös kommt einem Steyler Projekt in Indien zugute.

Am Anfang war die Heilige Familie. Eng aneinandergeschmiegt. Unter dem Stern von Bethlehem.

Es ist das erste Bild aus dem Weihnachtszyklus von Bruder Roland Scheid. Und bis heute sein liebstes. In Darstellungen anderer Künstler stehen Jesus und Maria im Mittelpunkt. Bruder Rolands Herz schlägt für den heiligen Josef. Leuchtend rot ist sein Gewand, Maria lehnt sich liebevoll an seine Schulter. Und auch Jesus, der mit neugierigen Augen in die Welt schaut, wird von Josef in einer zärtlichen Umarmung gehalten. "Natürlich ist Jesus Gottes Sohn", sagt Bruder Roland Scheid. "Aber auch Josef, sein irdischer Vater, hat ihm viele wichtige Dinge mitgegeben. Mir war es wichtig, Jesus, Maria und Josef als vertraute, zusammengeschweißte Einheit zu zeigen."

Malen ist seine Mission: Bruder Roland Scheid (Foto: Heinz Helf)zoom
Malen ist seine Mission: Bruder Roland Scheid (Foto: Heinz Helf)

Einen Meter hoch, 70 Zentimeter breit ist die Leinwand, auf der Bruder Roland Scheid die Szene festgehalten hat. In einem Treppenhaus des Missionshauses St. Michael in Steyl wird sie umringt von anderen weihnachtlichen Motiven, von Hirten, Engeln und den Drei Magiern. "Zu meinen persönlichen Favoriten gehört dieses Bild", sagt der Steyler Missionar und deutet auf die Darstellung eines großen Weihnachtsfensters: Auf dem Sims steht eine Kerze, über dem Fenster hängt ein Mistelzweig. Durch das Glas fällt der Blick auf eine weite, leere Landschaft. "Das Bild ist bewusst offen gehalten, jeder kann für sich etwas hineinlegen", erklärt Bruder Roland. "Der Advent steht ja für eine Zeit des Wartens und der Sehnsucht. Und so lädt dieses Motiv dazu ein, aus der warmen Stube in die Weite zu schauen, zu warten und zu hoffen."

Es ist gut vier Jahre her, da hat Bruder Roland auch aus einem Fenster geschaut - nämlich aus jenem seines Zimmers im Missionshaus St. Michael. "Das war ein ganz trüber Wintertag", erinnert sich der gebürtige Saarländer. "In dieser Stimmung habe ich mir plötzlich einen Ruck gegeben und das gemacht, was ich schon länger vorhatte: Ich bin losgezogen, habe mir Farben und eine Leinwand gekauft." Aktiv gemalt hatte der Steyler Missionar zuletzt als Jugendlicher. "Um mich wieder einzugewöhnen, habe ich zunächst einfache, klar strukturierte Formen entworfen, in einem fast kubistischen Stil", sagt Bruder Roland. "Sie haben mir damals dabei geholfen, meine Gedanken zu ordnen."

Bruder Roland Scheid lebt und arbeitet seit 2001 in Steyl, seit drei Jahren steht er dem Missionshaus St. Michael als Rektor vor. Maßgeblich hat er dazu beigetragen, dass das "Centrum St. Michael" in den vergangenen Jahren zu einem gefragten Tagungs- und Veranstaltungsort geworden ist. Zu einem Ort der Begegnung und Beratung, Besinnung und Bildung.

"Jeder ist bei uns willkommen", sagt Bruder Roland, während er durch einen der langen Gänge des Missionshauses spaziert. "Jeder darf sich bei uns so angenommen fühlen, wie er ist." Ein Gedanke, den Bruder Roland aus den Philippinen mitgebracht hat. Sechs Jahre lang hat er dort mit den Mangyanen zusammengelebt, der Urbevölkerung auf der Insel Mindoro. "Diese Zeit des sehr einfachen Lebens in den Bergen hat mich sehr geprägt", sagt der Steyler Missionar. "Dort gibt es keine Straßen, keine Elektrizität und kein Internet - und doch sind die Menschen so viel glücklicher als hier bei uns. Hier in Steyl versuche ich, in meinem eigenen Kulturkreis etwas von dem Glück weiterzugeben, das ich damals durch die Gastfreundschaft und bedingungslose Aufnahme bei den Mangyanen erfahren habe. Wer zu uns nach Steyl kommt, soll Stress und Alltag hinter sich lassen können."

In der "Oase Steyl" hat sich Bruder Roland mit einem Malzimmer auch seinen eigenen Rückzugsort geschaffen. Hier, in einem der oberen Stockwerke des Missionshauses, kann er über Pinseln und Acrylfarben die Zeit vergessen, wenn alle Tagungsräume bestuhlt und alle Gäste willkommen geheißen sind. Im Mittelpunkt seiner Kunstwerke steht der Mensch, der in der irdischen Schöpfung und in der Gegenwart Gottes sein Zuhause findet.

Und es ist ein strahlendes, farbenfrohes Zuhause: Viele der Darstellungen des Steyler Missionars heben sich beinahe dreidimensional von einem bunten, unscharfen Hintergrund ab. "Der weite Himmel über mir": Als hätte der Titel, mit dem Bruder Roland 2011 eine Reflexion über eine Pilgertour nach Santiago de Compostela versehen hat, Form und Farbe angenommen. "Ich interpretiere in diesen Hintergrund tatsächlich ein Stück Himmel hinein", sagt Bruder Roland. "Etwas, das nicht ganz zu definieren ist, das Überraschungen und Geheimnisse in sich birgt."

Ein Kreuz, das baumgleich wächst und Blätter trägt: Für Bruder Roland symbolisiert es die Auferstehung (Foto: Markus Frädrich)
Ein Kreuz, das baumgleich wächst und Blätter trägt: Für Bruder Roland symbolisiert es die Auferstehung (Foto: Markus Frädrich)

Nach vielen zeitlosen und dann weihnachtlichen Motiven arbeitet Bruder Roland aktuell bereits an einem Zyklus zur Osterzeit. Vorsichtig tupft er mit einem Pinsel über die Leinwand, versieht ein großes Kreuz im Zentrum mit Laub und Ranken. "Ein Kreuz, das baumgleich wächst und Blätter trägt, und mit Licht und Strahlkraft das Meer verdrängt: Für mich symbolisiert das die Auferstehung", erklärt der Steyler Missionar. "Das Bild soll zeigen: Das Kreuz ist nicht das Letzte aller Dinge, sondern ein Tor zu neuem Leben."

Die Gäste im Missionshaus freuen sich über jedes neue Kunstwerk, das die Räume und Gänge verschönert. Bruder Rolands Mitbrüder stellen sich zuweilen als Modell für den Steyler Rektor zur Verfügung. "Das ist hilfreich, wenn ich zum Beispiel Hände malen oder bestimmte Körperhaltungen festhalten möchte", sagt er. Ausgewählte Motive von Bruder Roland sind inzwischen über die Steyler Missionsprokur erhältlich. Das Besondere: 40 Cent von jeder verkauften Grußkarte kommen einem der weltweiten Projekte der Steyler Missionare zugute. 

Aktuell profitieren Patienten in einem indischen Gesundheitszentrum von jedem Pinselstrich des Steyler Missionars. "In Bhongir kümmert sich einer meiner Mitbrüder um mittellose, schwer kranke Menschen", erklärt Bruder Roland. "Es sind Menschen, die an HIV/Aids, Lepra und Tuberkulose leiden und deshalb sozial ausgegrenzt werden." 

Jeden Tag werden im Gesundheitszentrum von Bhongir mehrere hundert Menschen behandelt. Bis sie an der Reihe sind, müssen sie im Freien warten - einen Warteraum gibt es nicht. Mithilfe von Spenden soll nun eine solche Überdachung ermöglicht und die Laborausstattung der Einrichtung verbessert werden. Bruder Roland, der eine Ausbildung zum Krankenpfleger absolviert hat, bevor er zu den Steyler Missionaren kam, liegt dieses Projekt besonders am Herzen. "Meine Mitbrüder vor Ort leisten einen enormen Beitrag für das gesundheitliche Wohl der Menschen", sagt er. "Ich freue mich, dass jede verkaufte Karte mit meinen Motiven dabei hilft, die Situation vor Ort zu verbessern. Eigentlich sollte die Malerei ja nur ein Hobby, ein Zeitvertreib sein. Wenn nun noch andere davon profitieren, macht mich das extrem dankbar."

Markus Frädrich

Grußkarten bestellen

Bestellen können Sie Grußkarten mit weihnachtlichen oder zeitlosen Motiven von Bruder Roland telefonisch unter 0241/980998-65 oder online hier. Jede Karte kostet einzeln 1,40 Euro, im 6er-Set 7,50 Euro zzgl. Porto und Versand.

Mehr über das Steyler Projekt, das pro gekaufter Karte mit 40 Cent unterstützt wird, erfahren Sie hier.

 
Melanie Pies-Kalkum

Medienredaktion
Melanie Pies-Kalkum

+49 (0) 2241 / 2576-438

E-Mail


 

Datenschutz  |  Kontakt  | Sitemap  |  Impressum  |  Suche