Indien

„Armut ist das Fehlen von Möglichkeiten“

09.08.2018

Der heutige Welttag der indigenen Bevölkerungsgruppen rückt die rund 5000 indigenen Völker der Welt in den Fokus. P. Richard Quadros SVD unterstützt in Indien ein solches Volk.

Pater Richard Quadros SVD. (Foto: SVD)zoom
Pater Richard Quadros SVD. (Foto: SVD)

Als Pater Richard das erste Mal ins Dorf der Katharib kam, hat keine einzige Frau auch nur ein Wort mit ihm gesprochen. „Sie hatten überhaupt kein Selbstbewusstsein, weil sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt sind“, erzählt der Steyler Missionar. 150 Kilometer von Mumbai entfernt liegt das Dorf der Katharib, einer der vielen indigenen Bevölkerungsgruppen in Indien, die nur das Nötigste zum Leben haben – ausgegrenzt und marginalisiert durch politische und wirtschaftliche Entwicklungen. Den knapp 7.000 Menschen zu helfen und ihnen eine bessere Zukunft zu ermöglichen ist das Ziel von Pater Richard und seinen Mitbrüdern: „Es gibt viele verschiedenen Stämme hier in Indien. Sie alle identifizieren sich eigentlich über ihr Land. Aber sie haben keins mehr. Deshalb ziehen sie in die Städte und suchen dort nach Jobs.“

In Kursen und Workshops bekommen sie Zugang zu Bildung, um ihre Lebensverhältnisse verbessern zu können. (Foto: SVD)zoom
In Kursen und Workshops bekommen sie Zugang zu Bildung, um ihre Lebensverhältnisse verbessern zu können. (Foto: SVD)
Doch die fehlende Bildung treibt sie in die Armut und auf die Straße. „Sie ziehen einfach irgendwohin, obwohl sie noch nicht wissen, wie sie dort überleben werden“, so der Ordensmann.
Seit 2010 engagieren sich die Steyler Missionare für die Katharib, für ihre Bildung, für die Bildung der Kinder, bieten ihnen Kurse an in Land- und Viehwirtschaft, in Mechanik, Medizin. „Wir wollen sie sozial stärken, vor allem die Frauen und Kinder, die am meisten zu leiden haben.“
Und immer wieder zeigen sich die Erfolge. In Kursen und Trainingseinheiten haben Frauen gelernt, wie sie beispielsweise mit der Regierung reden und so für die Einhaltung von Bildungsgesetzen sorgen können. „Die Frauen haben so erreicht, dass Lehrer in das Dorf kommen, um die Kinder zu unterrichten“, erzählt P. Richard. In einem Hostel wurden seitdem 270 Jungen von der 5. bis zur 10. Klasse ausgebildet. Das gleiche gibt es auch für Mädchen. Nach den Schuljahren können sie selbst entscheiden, ob sie weiter zur Schule gehen möchten bis zur 13. Klasse oder direkt mit einer Ausbildung beginnen.
Die indigenen Bevölkerungsgruppen werden auch in Land- und Viehwirtschaft ausgebildet. (Foto: SVD)zoom
Die indigenen Bevölkerungsgruppen werden auch in Land- und Viehwirtschaft ausgebildet. (Foto: SVD)
Damit sich die Menschen wieder selbst versorgen können, schließen die Steyler Missionare zudem faire Verträge mit den Grundbesitzern. Die Katharib bestellen das Land und können mit den Erträgen sowohl ihren Eigenbedarf decken als auch die Miete zahlen. „So schlagen wir die Brücke von denen, die haben zu denen, die nicht haben“, erklärt P. Richard. Bereits 500 Familien konnten die Steyler Missionare bisher auf diesem Wege zu einem nachhaltigen Einkommen verhelfen.
Die Entwicklung und Stärkung des „ganzen Menschen“ in allen Bereichen sind das Ziel der Steyler Missionare bei den Katharib. Denn „Armut ist das Fehlen von Möglichkeiten“, sagt P. Richard. „Und wir wollen ihnen jede Möglichkeit geben, die wir bieten können, damit sie ein besseres und würdiges Leben haben.“
Die Steyler Missionare helfen indigenen Bevölkerungsgruppen in Indien, die am Rande der Gesellschaft leben. (Foto: SVD)zoom
Die Steyler Missionare helfen indigenen Bevölkerungsgruppen in Indien, die am Rande der Gesellschaft leben. (Foto: SVD)
Melanie Pies-Kalkum
 
Melanie Pies-Kalkum

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