Argentinien
16.07.2018
Fast ein halbes Jahrhundert hat Bruder Martin Baader SVD bereits als Missionar in Argentinien verbracht. Schon als Kind fand er das Leben der Missionare faszinierend.
In den Steyler Zeitschriften "stadtgottes" und "Jesusknabe" hat er Geschichten über Missionare gelesen, die sich für eine bessere und gerechtere Welt einsetzen. Eines war ihm klar: Er wollte – genau wie sie – den Menschen helfen, denen es nicht so gut geht.
Die Lebensumstände der Menschen in Argentinien sind nicht einfach. Von den rund 43,5 Millionen Einwohnern leben 30 % in Armut. „Die Situation hat sich von Jahr zu Jahr verschlechtert und die ungerechte Verteilung zwischen arm und reich wird immer größer. Dabei interessieren sich die reichen nicht für die armen Leute“, berichtet Br. Martin. Er selbst lebt und arbeitet in einer großen Pfarrei in Rafael Calzada, einer Provinz von Buenos Aires, wo er sich für die Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen einsetzt.
Viele Jugendliche, die keine Zukunftsperspektiven haben, verfallen laut Br. Martin der Drogensucht. Durch die Wirtschaftskrise im Jahr 2001 erlebte die Droge „Paco“ ihren Aufschwung in Buenos Aires. Sie wird aus den Resten anderer Drogen hergestellt und macht sehr schnell abhängig. Die Kriminalitätsrate steigt dadurch enorm.
An einen Überfall kann sich Br. Martin genau erinnern: „Ich habe Fernsehen geschaut, als plötzlich jemand von hinten kam und mir eine Pistole an den Hals gehalten hat. Ich habe gedacht, es wäre ein Mitbruder, der sich einen kleinen Scherz erlaubt. Doch als sich herausstellte, dass die Situation ernst ist, bin ich trotzdem ganz ruhig sitzen geblieben. Sie haben uns den Tresor geklaut, zum Glück ist niemandem etwas passiert.“
Besonders Jugendliche sind dem Steyler Missionar ans Herz gewachsen. Vor rund 30 Jahren gründete er eine Berufsschule in Calzada. Seitdem ermöglicht er den Jugendlichen dadurch Zugang zu einer perspektivenreichen Zukunft. „Die Idee unserer Berufsschule war es, den Leuten zu zeigen, wie man arbeitet. Es ist unmöglich, ein Land vorwärts zu bringen, das keine Fachleute hat.“ Er selbst gibt an der Schule Unterricht als Handbuchbinder. Die Grundausbildung dauert ein Jahr und am Ende legt jeder Schüler eine kleine Prüfung ab. Diese zertifiziert der Staat, wodurch die Chancen, einen gut bezahlten Job zu finden, um ein Vielfaches steigen.
In seiner Zeit in Argentinien hat Br. Martin viel gelernt: „Ich bin nach Argentinien gekommen und wollte den Leuten etwas beibringen. Doch dann war es genau umgekehrt und ich selbst musste erstmal lernen, denn die Argentinier hatten ganz andere Arbeitsmethoden als wir. Letztendlich habe ich mindestens genauso viel gelernt, wie ich den Leuten beigebracht habe.“
Mit seinen heute 74 Jahren ist Br. Martin zufrieden mit seinen Taten. Sein Motto: „Ich glaube das einzige, was auf Dauer hält, ist das gute Beispiel. Ein alter Spruch sagt ja: Worte eifern an, Beispiele reißen mit. Und davon bin ich überzeugt.“
Datenschutz | Kontakt | Sitemap | Impressum | Suche