Kenia
17.08.2018
Pater Dan Anzorge SVD ist in der missionarischen Bewusstseinsbildung der Steyler Mission tätig. Fünf Wochen lang hat er Steyler Projekte in Kenia besucht. In dem Land, in dem er lange Zeit als Missionar tätig war.
P. Dan, welche Steyler Projekte haben Sie besucht?
Aktuell sehe ich neben dem Brunnenbau in Kenia in zwei Bereichen eine große Not: Das sind Bildung und Sterbebegleitung. Wir Steyler Missionare bauen dort seit Jahren Schulen. Und auf meine Anregung hin wurde dort auch nun ein Hospiz errichtet. Diese Projekte habe ich mir angesehen.
Als Missionar liegen mir die Benachteiligten sehr am Herzen. Vor allem Menschen mit Behinderungen. Im Westen Kenias leiten die Steyler Missionare eine Werkstatt für Kinder mit Behinderungen. Sie haben es in Afrika nicht leicht. Eine Behinderung zu haben gilt als Schande oder Strafe Gottes, deshalb werden viele von ihren Familien verlassen oder versteckt, damit die Nachbarn es nicht merken. In der Behindertenwerkstatt wollen wir ihnen ihre Würde zurückgeben, sie betreuen und landwirtschaftlich ausbilden, sodass sie einen Beruf erlernen und ihre Zukunft selbst gestalten können.
Ganz genau. Aber Schritt für Schritt arbeiten wir daran, das Bewusstsein der Menschen in dieser Hinsicht zu verändern. Ich erzähle deshalb gerne die Geschichte von Edwin, einem jungen Mann, der ohne Beine und ohne rechte Hand geboren wurde. Er hat bei uns seine Ausbildung genossen, Hochschulreife erlangt und ist dann sogar studieren gegangen. Nun ist er verheiratet, erwartet sein zweites Kind und hat einen gut bezahlten Job im Rathaus. Er ist ein Beispiel dafür, dass wir einen großen Durchbruch erzielt haben, dass Kinder mit Behinderung auch in Kenia das Recht auf Bildung haben und Zugang dazu haben müssen. Jedes dieser Kinder hat seine eigenen Talente und die wollen wir gemeinsam mit ihnen entdecken und ihnen so das Selbstbewusstsein geben, dass sie es schaffen können. Und ein junger einhändiger Mann, der von seinem Erfolg berichtet, hat natürlich einen bedeutenden Einfluss auf die anderen.
Um das Bewusstsein der Menschen im Hinblick auf Behinderungen zu verändern, ist wohl Inklusion der Schlüssel, oder?
So ist es. Davon sind wir aber natürlich noch weit entfernt. Aber unser zweites Modell geht in diese Richtung. Um sechs Pfarreien herum haben wir Hütten gebaut, in denen wir Kinder mit Behinderungen, die verstoßen wurden etc., aufnehmen. Von dort schicken wir sie gemeinsam mit Kindern ohne Behinderungen in eine staatliche Schule. Von klein auf sollen Kinder lernen, dass jeder dazugehört, egal wie er aussieht, was er kann oder nicht kann und dass man gegenseitig voneinander lernen kann.
Als Missionar haben Sie bereits viel Zeit in Kenia verbracht und kehren auch immer gerne dorthin zurück. Was bedeutet Ihnen Mission dort?
Als ich das erste Mal dort ankam, war mir von vornherein klar: Ich bin hier der Lernende. Die Einheimischen kennen ihr Land und ihre Kultur. Ich tue das nicht. Also lerne ich von ihnen und nicht umgekehrt. Das Land ist mir zur Heimat geworden. Ich habe mein Herz und meine ganze Liebe investiert. Denn die Nähe zu den Menschen prägt mich als Missionar. Und wenn ich dann sehe, welche Freude ein behinderter Mensch darüber hat, dass er etwas geschafft hat, dass er auf eigenen Beinen im Leben steht, bin ich glücklich. Ich zehre von ihrem Glück. Auch dieses Mal bin ich zwar von meiner Reise müde nach Deutschland zurückgekehrt, aber glücklich.
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