Philippinen

Weil sie Rechte haben

27.08.2018

Die Mangyanen auf den Philippinen gehören zu jenen indigenen Bevölkerungsgruppen der Welt, die unter Vertreibung und Diskriminierung leiden. Seit 33 Jahren engagiert sich Pater Ewald Dinter SVD für sie.

Pater Ewald Dinter SVD ist seit 51 Jahren auf den Philippinen tätig und setzt sich seit 33 Jahren für die Rechte der Mangyanen ein. (Foto: SVD)zoom
Pater Ewald Dinter SVD ist seit 51 Jahren auf den Philippinen tätig und setzt sich seit 33 Jahren für die Rechte der Mangyanen ein. (Foto: SVD)
Wenn er die Palmblätter rascheln hört, wenn die Sonne durch die Spalten seiner Hütte dringt und er die Bambusmatte unter seinem Rücken spürt – dann weiß Pater Dinter, dass er zuhause ist. Jenseits von Auto- und Fluglärm, von Strom und Elektrizität, von Technik und Kommunikation. Er kommt ohne Handy und Computer klar – hat diese Dinge noch nie vermisst. Seit 33 Jahren sind die Berge von Mindoro sein Zuhause. Hier auf der Insel im Westen der Philippinen lebt er zusammen mit den Ureinwohnern, den Mangyanen.
„Der anthropologisch interessierte Missionar“ sei schon immer sein Ideal gewesen, erzählt der 81-jährige. Während seiner Zeit als junger Provinzial auf Mindoro lernte und erfuhr er viel über die Ureinwohner der Insel und bekam hautnah mit, wie ihnen ihr Land immer mehr genommen wurde. „1970 lebten auf Mindoro eine halbe Million Menschen“, erzählt er. „Als die Insel dann im Laufe der Jahre Infrastruktur bekam, siedelten immer mehr Menschen von anderen Inseln über – mittlerweile hat die Insel 13 Millionen Einwohner – und vertrieben die Mangyanen in die abgelegensten Gebiete irgendwo in den Bergen.“

Und dorthin folgte er ihnen 1985, als seine Zeit als Provinzial zu Ende war. Denn er wollte sich für ihre Rechte einsetzen. Durch Tricks hatte man sie dazu gebracht, ihr Land zu verkaufen. „Da die meisten von ihnen weder lesen noch schreiben konnten, brachte man sie mit einem Daumenabdruck dazu, einen Kaufvertrag zu signieren. Dabei hatte man ihnen erzählt, sie würden ihr Vieh mit diesem Vertrag versichern“, berichtet Dinter ungläubig. Gebiete wurden eingezäunt und Bäume an für die Mangyanen heiligen Orten umgehauen.

Das Land macht ihre Identität aus. (Foto: SVD)zoom
Das Land macht ihre Identität aus. (Foto: SVD)
Daraufhin fingen die Mangyanen an, Dörfer an Orten im Hochland zu errichten, die nur sehr schwer zugänglich waren und es bis heute noch sind. „Es gibt keine Straßen dorthin. Man muss sich zu Fuß durch die Pfade kämpfen. Und wenn Regenzeit ist, ist es ein einziges Sumpfgebiet. Da bringt man mal den ein oder anderen Blutegel am Körper mit nach Hause“, weiß Dinter. Der Anfang dort war schwer. Nicht nur, dass sich der Missionar erst einmal an Höhe und Klima gewöhnen musste. In Kontakt zu den Menschen zu treten war nicht leicht. „Die Vorstellung, die die Mangyanen von einem ‚Weißen‘ und einem Christen hatten war: ‚Er lügt, er stiehlt, er betrügt. Man kann ihm nicht vertrauen.‘“ Dinter aber hatte Geduld, er begegnete ihnen auf Augenhöhe, im Dialog mit Interesse und Respekt. „Ich zeigte ihnen, dass ich ihre Kultur wertschätze, dass ich von ihnen lernen möchte. Deshalb ließ ich mir von ihnen ihre Silbenschrift und ihre Sprache beibringen. Ich feierte die heilige Messe mit ihnen auf dem Boden, so wie sie Feierlichkeiten gewohnt waren.“
Nur durch Bildung haben die Kinder eine Chance, ihr Leben zu verbessern. (Foto: SVD)zoom
Nur durch Bildung haben die Kinder eine Chance, ihr Leben zu verbessern. (Foto: SVD)
Als Missionar sei es ihm immer wichtig gewesen, von der anderen Kultur zu lernen. Deshalb war der Moment, an dem die Mangyanen P. Dinter ihr Vertrauen schenkten, der schönste seines Lebens. „Wir haben dich beobachtet und uns ist aufgefallen: Du hast keine einzige negative Bemerkung über unsere Kultur gemacht. Deshalb haben wir uns entschieden, dass du jetzt alles wissen darfst“, sagten sie ihm. Seitdem ist er einer von ihnen, feiert mit ihnen die Sakramente, ist als Seelsorger tätig. Er hat Schulen für sie gebaut und Lehrer für ihre Bildung engagiert. Nur so können sie den Betrügereien gegenübertreten. Mittlerweile übernehmen sie sogar selbst den Lehrerjob für ihre Kinder, da sie eine gute Ausbildung genossen haben. Der Steyler Missionar setzt sich für sie ein, für ihr Land, sorgt für sauberes Trinkwasser und hilft, wo er kann. So abgeschieden zu leben – daran hat er sich schon lange gewöhnt. „Das einzige, was mir wirklich mal gefehlt hat, war ein frisches, kühles Bier“, lacht er. Und deshalb haben die Mangyanen ihm zu seinem Geburtstag einen ganz kleinen Kühlschrank für seine Hütte geschenkt.
Melanie Pies-Kalkum
 
Melanie Pies-Kalkum

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