Indien

Eine ereignisvolle Reise

15.09.2021

Eigentlich wollte P. Xavier Alangaram SVD in Indien seine Familie besuchen. Im Interview erzählt er, wie aufgrund der Pandemie aus dem Heimaturlaub eine Projektreise wurde.

P. Joseph Xavier Alangaram SVD, Missionssekretär. (Foto: SVD)
P. Joseph Xavier Alangaram SVD, Missionssekretär. (Foto: SVD)

Die Heimreise, auf die Sie so sehnsuchtsvoll gewartet haben, ist nun eine Erinnerung. Wie aufgeregt waren Sie, nach fast zwei Jahren Ihre Familie wiederzusehen?

P. Xavier: Coronabedingt konnte ich letztes Jahr nicht nach Indien fliegen und die Vorfreude auf das Wiedersehen mit der Familie war einfach groß und ich konnte es kaum erwarten. Auch wenn es mir schwerfiel, war ich eigentlich auf einen arbeitsfreien Urlaub eingestellt.

Daraus ist nichts geworden…

P. Xavier: So ist es. Wie man so schön sagt: „Man proposes, God disposes. – Der Mensch plant, Gott leitet.“

Wie bereits bekannt brach im April 2021 die zweite Corona Welle in Indien aus. Tausende von Menschen starben täglich aufgrund von Sauerstoffmangel. Das ganze Land war betroffen – man sah lange Schlangen vor den Krankenhäusern, Apotheken, Krematorien und auf den Straßen. Die Bilder der notleidenden Menschen gingen um die ganze Welt.
Die Steyler Mission wollte sofort akute aber auch gleichzeitig nachhaltige Hilfestellung leisten. Viele unserer Spender nahmen um diese Zeit persönlich Kontakt mit mir auf und baten ihre finanzielle Unterstützung an.

Um welche Art von Projekt ging es dann konkret?

P. Xavier: Sauerstoff war das Bedürfnis der Stunde. Solange das Land dies nicht ausreichend anbieten konnte, war eine finanzielle Unterstützung fehl am Platz. Deshalb wollte die Steyler Mission zusammen mit der Arnold-Janssen-Stiftung einen neuen Weg einschlagen: Keine finanzielle Unterstützung, sondern Sauerstoffkonzentratoren, Oxymeter sowie FFP2 Masken nach Indien schicken.

Und wohin genau?

P. Xavier: Dadurch, dass ich während dieser Zeit in Indien war, konnte ich verschiedene Orte und Krankenhäuser persönlich besuchen und selber vergewissern, welche Einrichtungen ernsthaft unsere Hilfe benötigten. Besonders wichtig war es, dass die Behandlungen der COVID Patienten umsonst erfolgten. Viele dieser Einrichtungen erhielten keine staatliche Hilfe, um sich über Wasser halten zu können und gerade diesen kam unsere Hilfe zugute. Zwar war es anstrengend die geographische Entfernung dieser Orte innerhalb eines kurzen Zeitraums zu bewältigen und vor Ort zu sein, aber es hat sich sehr gelohnt. Denn so konnte ich mir selbst ein Bild über die Situation und Notwendigkeit jeweiliger Einrichtungen verschaffen und darauf basierend wurden die Sauerstoffkonzentratoren verteilt.

Wie ist das gelungen?

P. Xavier: Die Hilfsbereitschaft war immens und nicht in Worte zu fassen, sowohl unserer Spender als auch der Mitarbeiter der Steyler Mission und der Arnold- Janssen-Stiftung.
Nach bürokratischen Formalitäten konnten die Steyler Mitbrüder in Indien Anfang Juli die erste Lieferung von 100 Sauerstoffkonzentratoren entgegennehmen, die dann offiziell in Anwesenheit des Gesundheitsministers an die städtischen Krankenhäuser in Tamil Nadu überreicht wurden.

Lieferung der Sauerstoffkonzentratoren in Tamil Nadu. (Foto: SVD)zoom
Lieferung der Sauerstoffkonzentratoren in Tamil Nadu. (Foto: SVD)

Folgten dann noch Weitere?

P. Xavier: Ja, es kamen noch 75 Sauerstoffkonzentratoren, die eine Woche später in Chennai eintrafen. Diese wurden verschiedenen christlichen Krankenhäusern und Gesundheitszentren in fünf Bundesländern – Tamil Nadu, Andhra Pradesh, Kerala, Pondicherry und Assam – gespendet.

Gab es neben den Sauerstoffkonzentratoren andere medizinische Unterstützung?

P. Xavier:
Des Weiteren haben wir zudem für den Einbau von Sauerstoffanlagen gesorgt, durch die eine dauerhafte und zuverlässige Versorgung mit hochkonzentriertem Sauerstoff gesichert wird. Damit sind diese Einrichtungen auf eine eventuelle dritte Welle sehr gut vorbereitet. Steyler Mission und Arnold-Janssen-Stiftung sind voller Dankbarkeit, in dieser kurzen Zeit das Projekt auf die Beine gestellt zu haben.

Einbau einer Sauerstoffanlage. (Foto: SVD)zoom
Einbau einer Sauerstoffanlage. (Foto: SVD)

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort…

P. Xavier: Das stimmt. Meine ursprünglich gedachte Urlaubszeit verwandelte sich zwar in eine Projektreise, aber 100% im guten Sinne. Denn als Missionssekretär war es mir äußerst wichtig, die Eindrücke von diesem sowie anderen Projekten persönlich zu gewinnen. Wie bereits erwähnt erhielten nicht nur die städtischen Krankenhäuser die Sauerstoffkonzentratoren, sondern auch die christlichen Gesundheitszentren, die in ländlichen und abgelegenen Gebieten COVID Patienten aufnehmen und behandeln. Unsere Hilfeleistungen sind also bei denen angekommen, die sie am nötigsten brauchen.
Darüber hinaus wurden die Steyler Missionare in Indien bekannter denn je. Die Aktion half uns neue Kontakte zu knüpfen und vor allem gab sie uns den Mut, uns weiterhin tatkräftig für solche Nothilfeprojekte weltweit einzusetzen.

Dank vieler Spenden konnten Steyler Mission und Arnold Janssen Stiftung Sauerstoffkonzentratoren, Oxymeter und FFP2-Masken nach Indien schicken. (Foto: SVD) zoom
Dank vieler Spenden konnten Steyler Mission und Arnold Janssen Stiftung Sauerstoffkonzentratoren, Oxymeter und FFP2-Masken nach Indien schicken. (Foto: SVD)

Möchten Sie uns verraten, wie hoch der Aufwand für diese Aktion war?

P. Xavier: Selbstverständlich! Insgesamt kostete das Projekt 380.000,00 Euro, Die Hälfte davon, sprich 190.000,00 Euro, haben wir über MISEROR als staatliche Unterstützung erhalten. Die andere Hälfte wurde und wird immernoch durch die Arnold-Janssen-Stiftung und durch die Spenden unserer Wohltäter finanziert.

Das heißt, das Projekt läuft noch weiter?

P. Xavier: Genau. Es ist noch nicht alles finanziert. 40.000 Euro haben wir alleine an Spenden von der vietnamesischen Gemeinde erhalten. Und weitere treffen noch von unseren Wohltätern ein. 

Deshalb möchte ich diese Gelegenheit nutzen, um mich im Namen der Steyler Mission bei unseren Spendern für deren Großzügigkeit zu bedanken. Auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Steyler Mission und Arnold-Janssen-Stiftung ein großes Dankeschön! Sie alle, liebe Steyler Freunde, haben dafür gesorgt und sorgen dafür, dass die Menschen in Indien in dieser Zeit der Not besser versorgt werden.

Interview: Melanie Pies-Kalkum

Helfen Sie mit!

 
Melanie Pies-Kalkum

Medienredaktion
Melanie Pies-Kalkum

+49 (0) 2241 / 2576-438

E-Mail


 

Datenschutz  |  Kontakt  | Sitemap  |  Impressum  |  Suche