Indonesien

Haus der Hoffnung

26.02.2020

Im Haus der Steyler Hilfsorganisation TRUK-F finden Opfer häuslicher Gewalt Schutz und Unterstützung

Hier wohnen Mädchen und Frauen, die Gewalt erfahren mussten
Hier wohnen Mädchen und Frauen, die Gewalt erfahren mussten

Zurück in ihr Elternhaus kann Petra* nicht mehr. Denn dort würde sie umgebracht, davon ist die 19-jährige Indonesierin fest überzeugt. „Ich war ja ohnehin nie gewollt“, erzählt sie mit leiser Stimme. Ihre Mutter versuchte sie abzutreiben. Als Einjährige setzte sie der Vater an einem Reisfeld aus. Sie überlebte, weil ihre Oma sie zufällig fand und zu sich nahm. Doch auch bei ihr erfuhr sie keine Liebe. „Ich wurde nie in den Arm genommen. Wenn ich weinte, tröstete mich niemand. Einmal übergoss mich meine Oma mit kaltem Wasser, um mich ruhig zu stellen.“ Mit 13 wurde Petra von ihrem Stiefvater das erste Mal sexuell missbraucht, das Martyrium dauerte fünf Jahre. Die Schuld daran gibt die Mutter nicht ihrem Mann, sondern ihrer Tochter - diese habe ihn verführt, die Familie entehrt.
Dass Petra jetzt in Sicherheit lebt, dass sie lachen kann und sogar an der Universität der indonesischen Insel Flores Wirtschaft studiert, verdankt sie TRUK-F, einer Hilfsorganisation, deren Namen man mit „Freiwilligenteam für die Menschheit auf Flores“ übersetzen kann. „Hier wurde ich angenommen, lernte, dass auch ich ein wertvoller Mensch bin“, freut sich die junge Frau.
Die Organisation, die in der Region Sikka beheimatet ist, wurde von Steyler Brüdern und Schwestern gegründet. Die Steyler Missionare setzen sich weltweit für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung ein. Sr. Eustochia Monika Nata SSpS leitet das Schutzhaus. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen und Kinder zu unterstützen, die Opfer von häuslicher Gewalt wurden - die körperlichen oder seelischen Missbrauch, Bedrohung, Freiheitsberaubung erleiden mussten. Viele der Mädchen und Frauen wurden schwangert, mit Geschlechtskrankheiten oder HIV infiziert. „Häusliche Gewalt ist ein weitverbreitetes Problem in Ostindonesien, ein Land, das von Korruption und großer Armut geprägt ist“, sagt Sr. Eustochia.
Bei TRUK-F bekommen die betroffenen Frauen und Mädchen Schutz und eine Unterkunft, erleben vielleicht das erste Mal in ihrem Leben Zuwendung und Geborgenheit. Von Sr. Eustochia und ihrem Team werden sie psychologisch betreut. Haben die Opfer den Mut zu einer Anzeige, vertritt Sr. Eustochia sie vor Gericht.

Mitarbeiter von TRUK-F klären über AIDS auf
Mitarbeiter von TRUK-F klären über AIDS auf

Um die Öffentlichkeit über Menschenrechte und Gleichberechtigung aufzuklären, organisiert TRUK-F Seminare und Kampagnen. Auch religiöse Führer und Amtsträger sucht die Organisation auf, um sie auf die Probleme der Frauen aufmerksam zu machen.
„In den vergangenen zwanzig Jahren wurden über 2.400 Opfern im Alter zwischen 3 und 69 Jahren geholfen“, sagt Sr. Eustochia. Zurzeit leben 11 Mädchen im Schutzhaus. Ihnen steht nur ein Schlaf- und ein Gemeinschaftsraum zur Verfügung, ein Anbau ist dringend notwendig.
Vor einem Jahr flüchtete Petra ins Schutzhaus. Inzwischen lernt sie fleißig und besucht, obwohl sie eine Muslima ist, jeden Tag die Messe, will getauft werden. Die junge Frau hat inzwischen sogar den Mut gefunden zu träumen. „Ich möchte auf eigenen Füßen zu stehen und in einer Bank arbeiten.“ TRUK-F wird alles dafür tun, damit dieser Traum wahr wird.

https://vimeo.com/386919896/d75bda1762

Scannen Sie den Code und spenden Sie für das Schutzhaus.
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Melanie Pies-Kalkum

Medienredaktion
Melanie Pies-Kalkum

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