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"Das Virus kennt keine Grenzen"

11.08.2021

Der Tiroler Pater Alex Rödlach SVD ist Experte auf dem Gebiet der Globalen Gesundheit. Bei einem Besuch in Österreich gab er einen Einblick in seine Lehr- und Forschungstätigkeit in den USA, die in der Corona-Pandemie aktueller denn je ist.

Pater Alex Rödlach SVD ist Professor an der Creighton University in Omaha, USA

Plötzlich bekam seine Vorlesung über „Global Health“ ungewollte Aktualität: Der Ausbruch der Corona-Pandemie führte Pater Alex Rödlachs Studierenden vor Augen, warum es wichtig ist, sich mit Fragen des globalen Gesundheitswesens zu beschäftigen. „Corona hat uns gezeigt, dass Gesundheitsprobleme keine Grenzen kennen“, sagt der Steyler Missionar bei einem Interview anlässlich seines Besuchs in Österreich. Seit 2007 lehrt der aus Landeck in Tirol stammende Steyler Missionar medizinische Anthropologie an der Universität Creighton in Omaha. An der Jesuitenhochschule leitet er das Institut für „Social and Cultural Studies“. „Unsere Universität hat einen starken Schwerpunkt im Bereich der Gesundheitswissenschaften“, erläutert Rödlach. In einem Bachelor-Studium werden die Studierenden auf die spätere Spezialisierung in Humanmedizin, Krankenpflege, Pharmazie, Physiotherapie und andere Gesundheitsberufe vorbereitet.

Solidarität mit armen Ländern ist notwendig

Der Ausbruch einer globalen Pandemie sei nur eine Frage der Zeit gewesen, erklärt Pater Rödlach. Die Besiedlung von Regionen, in denen früher niemand gelebt hat, Überbevölkerung und die steigende Mobilität der Menschen würden die Ausbreitung von Viruserkrankungen beschleunigen. In seiner Vorlesung nutzte Pater Rödlach die Covid-19-Pandemie als „Aufhänger“, um Themen der Gesundheitsforschung zu beleuchten. Dazu gehören zum Beispiel die Entwicklung, Beschaffung und Verteilung von Impfstoffen. „Bei der Verteilung der Impfstoffe fehlt es an internationaler Solidarität mit den armen Ländern des Südens“, kritisiert Rödlach. Das könnte verheerende Auswirkungen auch auf die „reichen“ Staaten haben: „Wenn es sich ärmere Länder nicht leisten können, ihre Bevölkerung zu impfen, wird es zu neuen Mutationen des Coronavirus kommen, die sich rasch global verbreiten und gegen die die derzeitigen Impfstoffe möglicherweise unwirksam sind“, warnt der Gesundheitsexperte.
Auch die unterschiedliche Reaktion in den USA und Europa auf die Corona-Pandemie war Thema: „In den USA sind bisher rund 600.000 Menschen am Corona-Virus gestorben. Die meisten von ihnen hätten nicht sterben müssen, wenn die Trump-Regierung anders reagiert hätte und ähnliche Maßnahmen wie in Europa (Mund-Nasen-Schutz, Abstand halten, Lockdowns usw.) gesetzt hätte, anstatt die Gefahr durch die Krankheit zu leugnen. Die USA hätten viel von Europa lernen können“, ist Rödlach überzeugt. Während in Europa das Gesundheitswesen solidarisch organisiert sei, setze man in den USA mehr auf die Verantwortung des Einzelnen. „Obwohl es wichtig ist, der verantwortlichen Entscheidungsfähigkeit Einzelner zu vertrauen, zeigen wissenschaftliche Studien, dass solche Entscheidungen effektiver sind, wenn sie durch gesellschaftliche Verordnungen unterstützt werden.“

Schwerpunkt medizinische Anthropologie

Nach seinem Philosophie- und Theologiestudium an der Hochschule St. Gabriel und einem Missionseinsatz in Zimbabwe studierte Alex Rödlach in den USA Anthropologie. Die Wissenschaft über menschliche Kulturen und Gesellschaften und die Theologie gehören für ihn zusammen. Später spezialisierte sich der Steyler Missionar auf medizinische Anthropologie. „Medizinische Anthropologie ist der am schnellsten wachsende Fachbereich der Anthropologie . Sie beschäftigt sich mit dem Einfluss von Kultur und Gesellschaft auf Gesundheit, Krankheit, Gesundheitswesen und Gesundheitsberufe. Die Studien und Forschungsergebnisse in diesem Bereich können leicht von den Verantwortlichen im Gesundheitswesen umgesetzt werden.“
Ein zweiter Lehr- und Forschungsschwerpunkt von Pater Rödlach ist die Frage, welche Bedürfnisse und Nöte Immigranten oder Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern haben. Welche Programme im Sozial- und Gesundheitsbereiche sind für sie effektiv, welche nicht, wie kann man sie verbessern?

Seelsorge bei den Karenni

Geflüchtete Menschen stehen auch im Mittelpunkt der pastoralen Tätigkeit des Steyler Missionars. „Seit 2014 bin ich Seelsorger der Gemeinschaft der Karenni, einer ethnischen Gruppe aus Myanmar, die aus ihrer Heimat flüchten musste und in Omaha eine neue Heimat gefunden hat. Viele von ihnen arbeiten in den industriellen Schlachthäusern der Stadt. Ich feiere die Messe und bete mit ihnen, spende die Sakramente und segne ihre Häuser.“ Außerdem setzt sich Alex Rödlach dafür ein, dass die Gemeinschaft der Karenni als NGO anerkannt wird. „Das wäre wichtig, um Spenden und Förderungen zu bekommen.“ Außerdem stellte Pater Rödlach den Kontakt zur Creighton University her und ermöglichte den Karenni, ihr Neujahrs-Fest auf dem Campus abzuhalten.

Pater Alex Rödlach SVD bei einer Zeremonie der Karenni.
Pater Alex Rödlach SVD bei einer Zeremonie der Karenni.

Studienreise nach Österreich geplant

Schon jetzt bereitet Pater Rödlach für das Frühjahr 2022 eine Studienreise von Professor*innen und Studierenden seiner Universität nach Österreich vor. Das internationale Programm findet bereits zum dritten Mal statt. Es soll den Studierenden einen Vergleich der Gesundheitssysteme in den USA und Österreich ermöglichen und ihnen zudem einen Einblick in die komplementären Heilmethoden der Traditionelle Europäische Medizin (TEM), z.B. der Kneipp-Medizin, geben. „In den USA ist das Gesundheitswesen sehr profitorientiert, die öffentliche Gesundheitsversorgung ist stark unterfinanziert. In Vorbeugung wird kaum investiert. Alternative Heilmethoden und Schulmedizin werden streng getrennt“, beschreibt Pater Rödlach die Unterschiede.
„In Österreich werden wir ein Pflegeheim und ein Krankenhaus besuchen sowie die mobile Krankenpflege der Johanniter kennenlernen. Auch eine Exkursion nach Mariazell ist geplant. Hier interessiert uns die spirituelle Dimension des Wallfahrtsortes, in den viele Menschen in der Hoffnung auf Heilung ihrer Leiden pilgern, aber auch die dortige Apotheke, die auf pflanzliche Wirkstoffe spezialisiert ist.“ Im Kneippkurhaus Bad Kreuzen der Marienschwestern haben die Studierenden die Möglichkeit, sich mit der ganzheitlichen Naturheillehre der TEM vertraut zu machen.

Schon zweimal organisierte Pater Alex Rödlach SVD eine Studienreise nach Österreich. Dabei besuchten die Studierenden und Professor*innen auch das Kneippkurhaus der Marienschwestern in Bad Kreuzen.
Schon zweimal organisierte Pater Alex Rödlach SVD eine Studienreise nach Österreich. Dabei besuchten die Studierenden und Professor*innen auch das Kneippkurhaus der Marienschwestern in Bad Kreuzen.
Text: Ursula Mauritz; Fotos: privat

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