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Wie leben Ordensleute heute?

06.08.2021

Im Rahmen einer Forschungswoche in St. Gabriel führten Studierende der FH Vorarlberg Interviews mit Steyler Missionaren und erkundeten eine für sie fremde Lebenswelt.

Die Studierenden der FH Vorarlberg mit ihrer Professorin Erika Geser-Engleitner (rechts)
Die Studierenden der FH Vorarlberg mit ihrer Professorin Erika Geser-Engleitner (rechts)

Einst gingen vom Missionshaus St. Gabriel in Maria Enzersdorf Missionare in alle Welt, um ethnologische Feldforschung zu betreiben. Nun wurden die Steyler Missionare selbst zum Inhalt eines Forschungsprojektes: Im Juli 2021 kamen sechs Studierende des Masterstudiums „Soziale Arbeit“ an der FH Vorarlberg mit ihrer Professorin Erika Geser-Engleitner zu einer Forschungswoche nach St. Gabriel. „Wie gestaltet sich die interkulturelle Lebenswelt im Jahr 2021 in einem Orden?“, lautete die Forschungsfrage, die anhand von qualitativen Interviews mit zwölf Steyler Brüdern und Patres aus unterschiedlichen Herkunftsländern beantwortet werden sollte.
„Im Rahmen ihres Masterstudiums lernen die Studierenden, wie man Feldforschung praktisch durchführt. Da für fast alle von uns das Leben in einem christlichen Orden etwas völlig Unbekanntes ist, dachten wir, es wäre spannend, in diese fremde Lebenswelt einzutauchen und sie wissenschaftlich zu erkunden“, erklärt Erika Geser-Engleitner die Motive, nach St. Gabriel zu kommen. In der Vorbereitung auf die Forschungswoche stellten die Studierenden fest, dass es zum Leben in Orden bisher kaum sozialwissenschaftliche Studien und Literatur gibt. Dass die Wahl auf die Steyler Missionare als „Forschungsobjekt“ fiel, hing auch mit dem interkulturellen Schwerpunkt der Ordensgemeinschaft zusammen. „Auch in der sozialen Arbeit ist die Auseinandersetzung mit Interkulturalität wichtig“, so Geser-Engleitner.

Mission und soziale Arbeit haben Parallelen

Fasziniert waren die sechs Studentinnen nicht nur von dem „imposanten Gebäude“ des Missionshauses. Auch das „authentische Leben“ der Ordensmänner hinterließ Eindruck. „Mich hat das moderne Missionsverständnis des Ordens beeindruckt und die Haltung zu Rassismus und Menschenwürde, aber auch zum Kampf gegen den Klimawandel“, sagt eine Studentin. „Die Ideen von Ordensgründer Arnold Janssen waren sehr fortschrittlich.“ Erstaunt waren die Teilnehmerinnen an der Forschungswoche davon, wie viele Parallelen es zwischen Mission und sozialer Arbeit gibt: „Es geht in beiden Bereichen um Hilfe zur Selbsthilfe und Lernen durch Betroffenheit. Hier wie dort ist es wichtig, den Menschen zuerst einmal zuzuhören, von ihnen zu lernen und nicht gleich fix fertige Lösungen anzubieten“, stellten die Studierenden fest.
In den Interviews ging es u.a. um die persönlichen Berufungsgeschichten, aber auch um die Erfahrungen, die die Missionare bei ihren Einsätzen in Übersee machten bzw. derzeit hier in Österreich machen. Wie erleben sie sich selbst als Fremde? Was vermissen sie? Welche unterschiedlichen Werthaltungen prallen aufeinander? Aber auch die Zukunftsperspektiven waren ein Thema: Wie wird es mit dem Orden und dem Missionshaus St. Gabriel angesichts des fortgeschritten Alters der meisten Ordensmitglieder weitergehen? „In den Gesprächen konnten wir heraushören, dass der Wandel in den letzten Jahren eine Riesenherausforderung darstellte und auch mit viel Wehmut verbunden ist“, so Erika Geser-Engleitner.
Einblick in das Zusammenleben gewannen die Studierenden durch die Teilnahme am Morgengebet und der Messe. Führungen durch die Heilig-Geist-Kirche, durch das Missionshaus und die „Lebenswelten St. Gabriel“, in denen unterschiedliche Betriebe wie z.b. der „Klosterbauer“ angesiedelt sind, rundeten das Programm ab. Untergebracht waren die Teilnehmerinnen der Forschungswoche im Seminarhotel GABRIUM. „Wir möchten uns bei allen Interviewpartnern für ihre Offenheit bedanken, mit der sie die teils sehr persönlichen Fragen beantworteten und der gesamten Hausgemeinschaft für die nette Aufnahme. Besonderer Dank gilt Provinzial P. Stephan Dähler und Rektor P. Franz Helm für die großartige Unterstützung und Organisation des Aufenthalts “, betont Erika Geser-Engleitner.

Wie sieht das Leben hinter Klostermauern aus?
Wie sieht das Leben hinter Klostermauern aus?

Positive Rückmeldungen der Ordensleute

„Wir haben uns über das Interesse gefreut und sind froh, dass wir uns auf dieses Projekt eingelassen haben“, zog Provinzial Stephan Dähler eine Bilanz der Forschungswoche. „Ich erhielt von meinen Mitbrüdern durchwegs positive Rückmeldungen über die wertschätzende Gesprächsführung. Es tut gut, wenn sich jemand für unser Leben und unsere Arbeit interessiert“, unterstreicht der Provinzial. „Wir hoffen, dass die Studierenden durch die persönlichen Begegnungen sahen, dass Kirche auch anders sein kann als sie in der Öffentlichkeit oft wahrgenommen wird und dass hinter Klostermauern ganz ‚normale‘ Menschen leben.“
In den nächsten Monaten werden die anonymisierten Interviews nach inhaltsanalytischen Kriterien ausgewertet. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts werden im Winter veröffentlicht und dann im Internet und an Bibliotheken öffentlich zugänglich sein.

Text: Ursula Mauritz; Fotos: Ursula Mauritz, Josef Herfert

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