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Steyler Mission - für Mensch und Schöpfung

29.07.2021

Das Teilen ist für Pater Xavier ein zentraler Wert - in vielerlei Hinsicht

Vor viereinhalb Jahren wurde Pater Xavier Alangaram SVD zum Missionssekretär der deutschen Provinz und zum Leiter der Steyler Mission ernannt. „Das ist kein Verdienst, sondern eine Aufgabe, die mir vertrauensvoll übertragen wurde“, betont Pater Xavier. Wir haben mit ihm ein Gespräch geführt:

Interview mit Pater Xavier Alangaram
Interview mit Pater Xavier Alangaram

Pater Xavier, Sie sind Missionssekretär der Deutschen Provinz. Wie war Ihr Weg dorthin?
Ich bin in einem Dorf in Südindien aufgewachsen und habe das indische Kastensystem schon früh als ungerecht empfunden. Es spielte eine größere Rolle, als die Unterschiede zwischen den Religionen. Bei den Steylern habe ich eine größere Offenheit kennengelernt. Menschen sind wichtig für mich, ich brauche sie und bin gerne unter ihnen. Ich freue mich, wenn ich sie glücklich machen und ihnen Freude bereiten kann. Das war schon immer so. Mein Anliegen war schon immer, ein Medium der Ausstrahlung zu sein. Nun als Missionssekretär zu arbeiten, bedeutet nicht in erster Linie Verwaltungsaufgaben, sondern hat schon mit den Menschen zu tun, ich muss Kontakt aufnehmen, mit ihnen reden. Ehrlich reden, so wie ich bin. Nicht wie ich denke.

Gutes Miteinander pflegen.
Gutes Miteinander pflegen.
Gemeinsam planen.
Gemeinsam planen.
 

Haben Sie auch erlebt, dass Menschen Ihnen diese große Aufgabe nicht zugetraut hätten?
Na ja, ich bin ein Mensch, der Vertrauen schenkt. Ich sage niemals direkt nein. Als ich gefragt wurde, wusste ich, dass ich mit dieser Aufgabe nicht alleine sein würde. Viele haben mir Mut gemacht. Aber andere haben gesagt: zum ersten Mal ein Ausländer! Sie hatten nur den Missionsprokurator kennengelernt. Und nun dieser Paradigmenwechsel zum Missionssekretär.

Wo sehen Sie Ihren persönlichen Schwerpunkt als Missionssekretär, was ist Ihnen wichtig?
An erster Stelle steht die missionarische Bewusstseinsbildung. Wir tun mit Kreativität und Herzblut alles dafür, den Steyler Missionsgedanken zu verbreiten. Aber natürlich geht es dabei immer um Gottes Mission, nicht um unsere eigene. Dann ist mir auch wichtig, dass in der Steyler Mission ein gutes Arbeitsklima herrscht und dass die Mitarbeiter Wertschätzung erfahren. Das haben wir in unserem Leitbild in Form eines Baumes dargestellt. Aber natürlich kann man nicht immer nur loben, wenn es sein muss, spreche ich auch Kritik aus. Die Missionsprokur ist ja eine Anlaufstelle für Spender und für die Missionare, die die Projekte durchführen. Beides müssen wir verbinden. Das ist ganz wichtig. Mein weiterer Schwerpunkt ist also: wie kann ich Spender finden und binden, die Qualität des Fundraisings verbessern und dabei Transparenz bei der Mittelverwendung schaffen. Glaubwürdigkeit ist ganz wesentlich. Wie kann der Mitbruder seine Arbeit in dieser Hinsicht verbessern? Da fordern die Spender mehr Transparenz, sie wollen Berichte haben. Es muss ein Geben und Nehmen sein. Die Spender geben gerne und die Hilfe wird dankbar angenommen, aber die Unabhängigkeit in den Ländern zu stärken, ist ein Gedanke, den wir fördern müssen.

Missionare im Urlaub.
Missionare im Urlaub.
Workshop mit den SVD-Partnern.
Workshop mit den SVD-Partnern.
 

Selbstständigkeit ist wichtig, weil die Europäer nicht mehr die größte Rolle spielen. „Öffentlichkeitsarbeit“ muss in beide Richtungen erfolgen?
Auf jeden Fall. Einige sagen sich immer noch: “Wir stellen einen Antrag in Europa oder Amerika und bekommen das Geld”. Aber sie müssen auch mal anfangen zu denken, wie lange noch? Es wird anders sein. Die Anzahl der Spender geht zurück und von vielem müssen wir uns verabschieden. Früher gab es neben den Familien, Freunden und Heimatgemeinden unserer Missionare die Steyler Gymnasien, die uns unterstützt haben. Vieles davon ist weggefallen. Nur noch wenige Missionare kommen zum Heimaturlaub, viele sterben. Auch der Verkauf von Zeitschriften geht zurück, die Leser und Privatspender werden weniger. Wir sind dankbar für die Spender, aber sie fordern heute so viel Transparenz, dass es eine Herausforderung für uns ist. Das müssen wir den Mitbrüdern in Ländern so vermitteln, dass sie es verstehen.

Zu Ihren Aufgaben gehören auch die des „Superior Delegatus“. Was bedeutet das?
Der Superior Delegatus betreut die Mitbrüder in den Missionsländern. Frau Groß organisiert diesen ganzen Bereich. Sie hält den Kontakt zu den Mitbrüdern im Ausland und zu ihren Familien in der Heimat. Wenn sie Unterstützung braucht, kann ich koordinierend eingreifen. Diese vertrauensvolle Zusammenarbeit ist mir eine große Hilfe. Pater Agateus unterstützt mich im Bereich der Missionarischen Bewusstseinsbildung. Viele andere ebenso. Ich musste lernen zu delegieren und zu organisieren, das läuft sehr gut. Meine Zeit ist begrenzt, trotzdem versuche ich, die Mitbrüder, die auf Heimaturlaub hier sind, einmal pro Woche zu sehen. Die freuen sich darüber Es ist alles möglich, aber ich muss achtsam mit meiner Kraft umgehen und bedenken, dass ich auch etwas Zeit für mich selber brauche.

Sie haben als Ordensmann ein Armutsgelübde abgelegt. Wie passt das zusammen mit der Verwaltung von viel Geld?
Nun ja, auch wenn jemand viel Geld hat, kann er arm sein. Armut bedeutet nicht nur, wenig Geld zu besitzen. Für mich hat Armut mit Demut zu tun. Es verhält sich so, wie mit der begrenzten Zeit: es geht um eine überzeugende, sinnvolle Gestaltung. Ich möchte wirklich nicht Armut mit Geld verbinden. Armut kann sich genauso gut auf Zeit, Energie oder Beziehung beziehen. Armut hat nicht nur mit Geld zu tun, es hat auch mit Beziehung zu tun. Wie intensiv ist meine Beziehung? Wenn ich jemandem, der mich anruft, beim Zuhören das Herz schenke, spürt er mein Interesse. Diese Einstellung ist für mich wichtig und ich könnte Ihnen stundenlang von meinen Erfahrungen in den letzten fünf Jahren erzählen.

Informationen über die Projekte.
Informationen über die Projekte.
Einsatz für die Eine Welt.
Einsatz für die Eine Welt.
 

Was wäre Ihr Wunsch für die Zukunft?
Mein Wunsch für die Zukunft ist, dass wir alle vernetzt sind. Dass wir auch als Mitbrüder nicht sagen: das ist Deine Aufgabe als Provinzial, als Pfarrer etc., sondern dass wir wirklich zusammenarbeiten. Alle müssen überzeugt sein: unsere Arbeit ist meine Arbeit. Mein Wunsch für unsere Provinz ist, dass wir uns verstärkt vernetzen, dass wir das Gefühl haben, ich bin auch verantwortlich. Klar, eine Person ist für eine Aufgabe bestimmt, aber wir können ihr dabei helfen. Und auch sie kann mir helfen. Vernetzung ist wichtig, nicht nur in der Provinz, auch zwischen den Provinzen und Prokuren und den Ordensleuten und Laien. Ohne Laien geht es nicht, das merken wir. Es gibt ihn schon, diesen Austausch, aber ich möchte ihn weiter stärken. Daraus resultiert mein zweiter Wunsch, die Kommunikation. Vernetzung funktioniert erst, wenn die Kommunikation steht. Die ganze Welt redet über Kommunikation. Aber viele meinen doch: Kommunikation ist gut, solange ich nicht gestört werde. Wenn ich mich gestört fühle, oder mich anstrengen soll, ist es zu Ende damit. Für mich hat Kommunikation nicht mit Freiheit zu tun, sondern mit Teilen. Ich teile nicht nur die Botschaft, ich teile mich selber. Leute kehren der Kirche den Rücken zu, weil wir nicht immer glaubwürdig sind. Wir können viel reden, aber wichtig ist doch nur, was ich selber bin, ich als Person, als Mensch in Beziehung mit anderen!

Interview: Renate Breuer
Fotos: Pater Václav Mucha SVD

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