Enrique Große-Darrelmann SVD

Kindheit

Enrique Große-Darrelmann verlebte im Kreise von neun Geschwistern eine friedliche Jugend im Oldenburger Land, geprägt vom tiefen Glauben seiner Eltern Otto Große-Darrelmann (1880-1944) und Agnes geb. Schnetberg (1895-1984). Seine Schulzeit begann in der Grundschule in Calhorn bei Essen (1939-1943). 1947 ging es zum Gymnasium in Cloppenburg. Nach dem Einjährigen wollte er zu den Barmherzigen Brüdern gehen: „Ärzte sind genug in unserer Familie; ich wollte lieber den Kranken praktisch nahe sein.“ Nach einem Besuch bei Verwandten in St. Arnold fand der Junge den Weg in das Steyler Missionshaus St. Josef in Geilenkirchen. Von Ostern 1953 bis 1955 studierte er auf dem Steyler Missionsgymnasium St. Xaver in Bad Driburg, wo er mit dem Abitur abschloss.

Bei den Steylern

Am 1. Mai 1955 begann er in St. Augustin das Noviziat und macht zwei Jahre später die ersten Gelübde. Nach dem Studium der Philosophie ging er im Oktober 1958 zusammen mit Johannes Lyschik zum Studium der Theologie nach Rafael Calzada in Argentinien. Dort legte er im Seminar San Javier am 1. März 1962 die Ewigen Gelübde ab und wurde am 15. August desselben Jahres dort zum Priester geweiht.

Kolumbien

Seine erste Arbeitsbestimmung erhielt der der frisch gebackene Missionar für die gerade begonnene Mission in Kolumbien. Im Vordergrund standen Pfarrarbeit und Mitarbeit in den Priesterseminaren. Nach seiner Primiz in seiner deutschen Heimat ging es am 24. Februar 1963 von Düsseldorf nach Bogotá. Er wurde Kaplan bei P. Franz Knoblauch in Medellin. Die beiden bauten die Pfarrei Verbo Divino auf. Schon hier zeigten sich seine ausgeprägte pastorale Stärke und seine Sorge für alle Menschen.

1968 nahm er an einem Erneuerungskurs in Nemi bei Rom teil. Danach sollte er ein Sozialzentrum und eine Pfarrei in Ecuador aufbauen. Stattdessen wurde er für drei Jahre zum Regionaloberen von Kolumbien-Ekuador ernannt (1969/72). Die Region war noch klein und jung. Die Mitbrüder arbeiteten weit voneinander entfernt. Am Ende seiner Amtszeit zählte die junge Region 24 Mitbrüder in Ewigen Gelübden.

Im Chocó

Nach seiner Zeit als Regional baute er die Urwald-mission Vigiía del Fuerte im Chocó (1972/75) auf. Sein Einsatz in dieser Mission hat ihn gesundheitlich sehr geschwächt. Er wurde Pfarrer in Medellín. Nur sehr langsam erholte er sich von den Strapazen im Chocó. So schickten ihn seine Oberen zu einem weiteren Kurs für Lateinamerika-Missionare nach Nemi. Hier erlebte er 1975 die Seligsprechung von Arnold Janssen und Joseph Freinademetz.

Bogotá

Mit Ulrich Kollwitz sollte er in einem Armenviertel von Bogotá (Garcés Navas) eine neue Pfarrei beginnen. Nach acht Jahren intensiver Aufbauarbeit konnte er die Pfarrei seinem Nachfolger übergeben. Er fuhr zu einem Erholungsurlaub in die Heimat, auch um seine hochbetagte Mutter noch einmal zu sehen.

Nach Ostern 1984 begann er in der jungen Gemeinde San Justino Martir im Armenviertel von Bogotá-Britalia. Er übernahm eine von ADVENIAT finanzierte Kirche; das Pfarrhaus war noch im Bau. Ihm zur Seite standen fünf Ordensschwestern und 30 Katechisten. Die Legio Mariae der Jugend betreute die Kranken und Alten in diesem sozialen Brennpunkt mit hoher Arbeitslosigkeit. Kolumbien war ein heißes Pflaster. Das erlebte er am eigenen Leibe: „Ich bin verfolgt, einmal sogar vergiftet und bewusstlos auf einen Abfallhaufen geworfen worden. Ich nehme an, dass die Staatspolizei mich verfolgte, weil ich für die Armen gearbeitet habe. Ich habe zehn junge Leute beerdigt, die erschossen wurden oder denen man die Kehlen durchgeschnitten hatte. Ich fühlte mich wie ein gejagter Hase.“ Ende 1990 konnte Pater Enrique die inzwischen gut ausgebaute Pfarrei dem Diözesan-Klerus übergeben.

Aushilfe in Sankt Augustin

Von Anfang 1991 bis April 1994 verbrachte er gut drei Jahre in Deutschland. In der Bildungsstätte ‚Arnold-Janssen-Haus (AJH)‘ in Sankt Augustin arbeitete er für missionarische Bewusstseinsbildung, in der Vorbereitung der ‚Missionare auf Zeit‘ und hielt Kontakt zu jungen Leuten in der Berufungspastoral. „Trotz seiner Jahre ist er jung geblieben und macht seine Arbeit mit Mut, Freude und gutem Erfolg in der Berufungspastoral im AJH und darüber hinaus bei vielen Aushilfen und Missionssonntagen und als MaZ-Koordinator“, bescheinigte ihm der damalige Provinzial Pater Otto Starmans.

Argentinien

Im März 1994 gab ihm der damalige Generalsuperior, sein Landsmann P. Heinrich Barlage, eine neue Bestimmung, dieses Mal für Argentinien. Sein Umweg über Kolumbien verzögerte sich wegen des plötzlichen Unfalltodes von Pater Knoblauch.

Sein neues Arbeitsfeld lag in der Kleinstadt Eldorado, Misiones. Sie zählte 80.000 Einwohner. Pater Enrique wurde die kleinste und jüngste der fünf Pfarreien der Stadt anvertraut: San Francisco - Sta Rita. Sie war gerade zwei Jahre jung und hatte 9 Außenstationen.

Auch hier wurde er 1997 als 64-Jähriger Opfer eines grausamen, nächtlichen Raubüberfalls, der ihn in Todesgefahr brachte. Trotz seiner schweren Verletzungen kann kann er sich befreien und den Angreifer in die Flucht schlagen.

Das Jahr 1999 musste Pater Enrique ganz in Deutschland verbringen. Operationen und lange Behandlungen verlangten von ihm viel Geduld.
Als es ihn Ende des Jahres wieder nach Argentinien zog, bot ihm sein Provinzial die Pfarrei San Antonio de Padua in Azara an. Er nahm sie gerne an: „Wenn ich etwas Nützliches für die Provinz, die Diözese und die Gemeinde von Azara tun kann…“ Die Kleinstadt war gerade 100 Jahre alt und von Einwanderern aus Osteuropa gegründet worden. Wie an allen Orten zuvor machte er sich an die Arbeit: Leib- und Seelsorge wusste er für Jung und Alt klug und harmonisch zu verbinden. Er legte großen Wert auf die Mitarbeit aller und war dankbar für ihre Hilfe, so bescheiden sie auch sein mochte. Stets hielter guten Kontakt mit seiner oldenburgischen Heimat und seinen unzähligen Freunden. Er wusste ihre missionarische Hilfe hoch zu schätzen. Ohne sie hätte er vieles nicht aufbauen können.

Der "glückliche Alte"

Sein Goldenes Priesterjubiläum verband er mit der Einweihung seines Seniorenheimes „Hogar de Abuelos“ (15.08.2012). Für dieses Werk hatte er sich Jahre lang eingesetzt. Er war dankbar für die Hilfe, die ihm von vielen Seiten zufloss.

Vater der Missionare auf Zeit 

Ein Segen wurde Pater Enrique für 15 junge Missionare auf Zeit, die nacheinander bei ihm im Einsatz sind - und sie wurden ein Segen für ihn! Als er im Februar 2014 während einer langen und ermüdenden Messe fiel und einen Oberschenkelhalsbruch erlitt, stand ihm Valerian, ein treuer Missionar auf Zeit, zur Seite. Enrique wurde in Posadas operiert. Im August kam er mit Valerian über Bogotá nach Deutschland - am Stock. Es wurde repariert, was zu reparieren ist, dann ging es zurück nach Südamerika.

Vollendung

Am 2. Januar 2016 kam er über Frankfurt erneut nach Sankt Augustin zur Behandlung. Auf der Fahrt nach St. Augustin sprach er sehr offen über seinen Zustand. „Am liebsten möchte ich natürlich bald wieder nach Azara zurück. Die Gemeinde betet und wartet auf mich. Pater Avelino Rotchen vertritt mich dort an den Sonntagen. Aber Gottes Wille geschehe!“

Wieder musste er sich vielen Behandlungen unterziehen. „Erst einmal gut erholten!“, rät ihm der Arzt. Er tut es im Kreise der kleinen Gemeinschaft der Krankenabteilung, umsorgt von den Vinzentinerinnen Marinka, Pavla und Ivana.
Den Abend vor seinem Heimgang zum himmlischen Vater verbrachte er bei Freunden. Am frühen Morgen des 5. Sonntags der österlichen Bußzeit rief ihn dann sein Herr und Meister plötzlich und unerwartet in seine ewige Wohnung, die er für ihn bereithielt.

Die Auferstehungsmesse für Pater Enrique feiern wir am Samstag, 19. März, dem Fest des Hl. Josef, um 10.30 Uhr in der Kirche des Missionspriesterseminars St. Augustin. Anschließend wird er auf dem Klosterfriedhof zu Grabe getragen.

Pater Gerhard Lesch

 

Pater Joseph Xavier Alangaram SVD

Missionssekretär
Superior Delegatus

+49 (0) 2241 / 2576-671
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