Georg Lopatta wurde 1924 als sechstes und letztes Kind von Ernst und Maria Lopatta, geb. Golka, geboren. Er war noch keine neun Jahre alt, als sein Vater an den Folgen einer Kriegsverletzung aus dem ersten Weltkrieg starb. Nach sechs Jahren Volkschule und privater Vorbereitung durch seinen älteren Bruder Karl machte er die Aufnahmeprüfung für die Quarta des Realgymnasiums in Gleiwitz. Im Oktober 1942 wurde er zum Militärdienst einberufen Am Ende des Krieges geriet er in russische Gefangenschaft. Er erlebte vier schwere Jahre zunächst an der Wolga und dann im Uranbergbau in Joachimstal, Erzgebirge. 1949 wurde er entlassen. In den Jahren der Kriegsgefangenschaft reifte in ihm der Entschluss, Priester zu werden.
Inzwischen war seine Heimat Polen angegliedert. So trat er 1950 bei den Steyler Missionaren in Pieniężno ein. Nach den philosophisch-theologischen Studien band er sich durch die Ewigen Gelübde an den Orden und wurde am 19.08.1956 zum Priester geweiht. Zunächst arbeitete er als Kaplan in einer großen Pfarrei im früheren Elbing, nahe der Ostsee, jedoch war es für ihn als Deutschstämmigem in Schule und Seelsorge nicht leicht. 1958 gelang es ihm, über das Lager Friedland auszureisen. Von dort kam er nach Sankt Augustin.
Bald erhielt er seine Bestimmung für die argentinische Nordostprovinz. Zu ihr gehörte damals auch die Mission Paraguay. Als 1957 Encarnación zur Prälatur erhoben wurde, hatte Msgr Wiesen (1904-1972), der erste Bischof, nur zehn Priester für die Betreuung der drei Provinzen entlang des Paraná-Flusses. Der damalige Provinzial in Posadas, P. Josef Bautsch (1910-1964), wusste, was er an seinem Landsmann Georg Lopatta hatte und schickte ihn nach Paraguay.
Dort war Aufbauarbeit zu leisten. Zuerst gründete er eine Landwirtschaftsschule, dann war er Lehrer in einer höheren Schule und Rektor des neu errichteten kleinen Priesterseminars Obligado (1964). Parallel zu allen Beschäftigungen war er in der Seelsorge der umliegenden Gemeinden tätig. Als Mann mit praktischem Sachverstand wurden ihm die Gründungen und der Ausbau neuer Pfarreien anvertraut. So begann er 1972 zunächst in Otano. Da die am Paraná liegenden Siedlungen auf dem Landwege schwer zu erreichen waren, betreute er sie mit Hilfe eines Motorbootes. 1983 begann er mit dem Aufbau der Pfarrei Maria Auxiliadora.
Mit 70 Jahren sollte er im Norden Paraguays, in Igatini, nochmals neu beginnen. Ein Motorradunfall und die Folgen machten das unmöglich. So kehrte in die Diözese Encarnación zurück und wirkt dort als Pfarrer in Nueva Alborada (1993-2005). In all den Jahren rastlosen Schaffens fehlte es nicht an Schicksalsschlägen: ein Unfall mit dem Auto, ein Sturz in einen Brunnen und schließlich am Jahreswechsel 2002/03 ein Überfall, bei dem er bewusstlos geschlagen wurde.
Sein Urlaub 2005 war als „letzter“ Besuch in der deutschen Heimat gedacht. Er tat etwas für seine Gesundheit, konnte Seh- und Hörkraft verbessern und kehrte mit 81 Jahren nach Paraguay zurück, um sich dort bis zu seinem Lebensende sich für das Reich Gottes nützlich zu machen: „Soweit es meine Kräfte zulassen“. 2010 kam er dann doch noch einmal in Urlaub, um endgültig Abschied zu nehmen. Am 24.1.2017 erreichte uns dann die Nachricht aus Paraguay: „Heute um 2.30 Uhr verabschiedete sich P. Jorge Lopatta von uns nach einem Herzinfarkt. Morgen um 10 Uhr hiesiger Zeit wird die Beerdigung auf dem SVD-Friedhof in Hohenau sein.“
Die Steyler Missionare sind dankbar, P. Lopatta in ihren Reihen gehabt zu haben. Sie sagen ihren Dank seiner Familie, seinen Freunden und Helfern daheim, sowie allen, die ihm in Paraguay in Freud und Leid zur Seite gestanden haben. „Wohlan, du guter und getreuer Knecht, geh ein in die Freude deines Herrn.“
Pater Manfred Krause SVD
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