Brasilien

Nachrichten mal anders

16.10.2017

Über das Bildungsfernsehen wollen die Steyler Missionare mit einem neuen Projekt in Brasilien den Menschen christliche Werte näher bringen. Gar nicht so leicht, erzählt Pater Anselmo Ricardo Ribeiro SVD während seines Besuchs in Sankt Augustin. Denn bestimmte Gesetze schränken diese Idee stark ein.

Pater Anselmo Ricardo Ribeiro SVD (Foto: SVD)
Pater Anselmo Ricardo Ribeiro SVD (Foto: SVD)

„Viele Menschen in Brasilien sind kirchenfern“, erzählt Pater Anselmo Ricardo Ribeiro SVD. Zurzeit besucht der Steyler Missionar aus Brasilien die Missionsprokur in Sankt Augustin, um mit dem Missionssekretär und dem Projektreferat über sein neues Projekt zu sprechen. Früher habe die Kirche in Brasilien mehr zu sagen gehabt. Aber da sich die Medien nun nicht mehr für sie interessierten, zeige sie kaum noch Präsenz in der Öffentlichkeit, bedauert Pater Ribeiro.

Aus diesem Grund haben sich die Steyler Missionare für die Nordprovinz Brasiliens – von Rio de Janeiro aufwärts - ein Projekt überlegt, mit dem sie die Menschen erreichen wollen. Sobald P. Ribeiro in seine Heimat zurückkehrt, möchte er zusammen mit seinem Team den Zuschauern christliche Wertvorstellungen näher bringen. Und das über das Bildungsfernsehen. Wichtig ist ihm, dass die Sendungen alle Generationen erreichen vom Kind bis zum alten Menschen. Letztere werden nämlich immer mehr aus der Gesellschaft ausgeschlossen, laut P. Ribeiro.


Innovatives Format


Außerdem sollen die Produktionen ein ganz neues TV-Format haben: „Wir haben in Brasilien immer das gleiche Format. Und genau das sehe ich auch in Deutschland, Österreich, Frankreich usw. Wenn wir Nachrichten schauen, sehen wir immer jemanden, der vor der Kamera sitzt und trocken Informationen präsentiert. Das wollen wir ändern“, erklärt der Steyler Missionar. Seine Idee: das „Infotenimento“. „Das ist eine Mischung aus Nachrichten und Unterhaltung. Denn wir müssen uns nicht nur Gedanken darüber machen, wie wir die Menschen der Kirche überhaupt näher bringen, sondern auch in welcher Art und Weise.“ Gerade für Kinder und Jugendliche müsse das Bildungsfernsehen in der Hinsicht „lockerer“ werden, ist der Pater überzeugt. Sein Beispiel: „Wir filmen eine Frau, die gerade einen Apfelstrudel zubereitet. Nebenbei erzählt sie etwas von der Kultur Deutschlands oder Österreichs. Danach schalten wir eine Reportageeinheit zu, in der ein Reporter eine deutsche Familie in Brasilien besucht und aus ihrem Leben, ihrer Kultur berichtet. So haben wir eben gleichzeitig Informationen und auch Unterhaltung.“

Zunächst einmal werden die Sendungen relativ kulturlastig sein, denn das Gesetz schränkt Pater Ribeiro und sein Team in ihren Produktionen ein. In Brasilien ist es nicht erlaubt, dass ein Bildungssender eine bestimmte Identität, eine Meinung, einen Glauben einnimmt. Deshalb dürfen die Steyler Missionare diese Sendungen nicht „katholisch“ nennen. „Wir dürfen also nur von Werten sprechen, die es in der Kirche gibt. Denn Wertvorstellungen gehören zu einer Kultur. Alles, was mit Kultur zu tun hat, darüber dürfen wir berichten.“ Die Herausforderung also: christliche Werte in Fernsehsendungen umsetzen, ohne dabei die Kirche zu erwähnen. Ideen haben die Steyler dafür schon einige: „Zum Beispiel werden wir in Altenheime gehen und die Menschen in ihren Aktivitäten – Sport, Singen, Tanzen etc.- filmen. Damit wollen wir erstens zeigen, dass niemand aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden darf. Alle sind Teil der Gesellschaft und wir müssen uns gegenseitig umeinander kümmern. Zweitens rücken wir damit den christlichen Wert der Familie in den Mittelpunkt. Es geht um gegenseitige Liebe und gegenseitigen Respekt.“

Zusammen mit Professoren und Studenten der journalistischen Fakultät einer Universität in der Nordprovinz Brasiliens will P. Ribeiro sobald wie möglich mit den Produktionen der Bildungssendungen anfangen. Sein Ziel: Morgens, mittags und abends Teile der Produktionen im Fernsehen unterbringen. „Das bedeutet natürlich sehr viel Arbeit. Aber wir sind frohen Mutes, dass wir damit erfolgreich sein werden. Denn viele Menschen sind auf der Suche nach Gott und ihnen eine Option zu bieten, ist meine Mission.“

Der Steyler Missionar steht weiterhin mit der Regierung im Dialog und hofft, mehr Genehmigungen im Bildungsfernsehen für sein Anliegen zu bekommen. „Wir wollen sonntags natürlich gerne auch die Eucharistiefeiern in unsere Sendezeiten mit einbeziehen. Deshalb müssen wir ihnen irgendwie erklären, dass Heilige Messen Teil der brasilianischen Kultur und Geschichte sind, damit sie uns das erlauben. Mal sehen, wie weit wir da noch kommen.“


Mission heißt Begegnung


Für die nächsten drei Jahre hat P. Ribeiro also einiges vor. Und danach? „Ich kann mir schon vorstellen, meine Heimat zu verlassen, um auch einmal als Missionar in einem anderen Land zu arbeiten.“ Asien würde ihm besonders gefallen, denn dort sei die Herausforderung größer als in einem anderen südamerikanischen Land, in dem Sprache und Kultur meist die gleichen seien oder zumindest sehr ähnlich. „Außerhalb meiner Heimat könnte ich mein Missionsverständnis weiter entwickeln“, führt er aus. „Denn Mission bedeutet für mich: Die eigene Welt verlassen und in Begegnung mit einer anderen Welt treten, mit einer anderen Kultur, mit einer anderen Position. Ich muss mein eigenes Denken verlassen, um in der Begegnung mit Menschen von ihrem Denken und ihrem Glauben zu erfahren. In Asien könnte das noch einmal sehr spannend für mich werden, wo ich Glaube und Kultur noch nicht kenne.“

Melanie Pies-Kalkum
 
Melanie Pies-Kalkum

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