Liberia

Tropfen für Tropfen

01.02.2017

Seit 16 Monaten leben vier Steyler Missionare in Liberia, einem der ärmsten Länder der Welt. Armut und Unwissenheit macht ihre Arbeit schwierig.

Schlechte Straßen, kein Strom: Für Pater Joseph Mazur (2. v. links) und seine afrikanischen Mitbrüder ist die neue Mission in Liberia eine Herausforderung. (Foto: SVD)
Schlechte Straßen, kein Strom: Für Pater Joseph Mazur (2. v. links) und seine afrikanischen Mitbrüder ist die neue Mission in Liberia eine Herausforderung. (Foto: SVD)

„Von der Hauptstadt Monrovia bis zu unserer Missionsstation in Zwedru sind es nur 480 Kilometer. Aber weil die Straßen katastrophal sind, brauchen wir mehr als 34 Stunden für die Fahrt,“ berichtet Pater Jozef Mazur. Der 60-jährige Pole ist mit seinen drei Mitbrüdern aus Togo und Ghana zuständig für die Pfarrei Christkönig mit Grund- und Highschool, für das Flüchtlingscamp in Grand Gadeh County und vier Außenstationen, die ebenfalls nur über schlechte Straßen erreichbar sind – und in der Regenzeit gar nicht.

„Unsere Mission ist sehr schwierig,“ weiß Pater Joseph. „Das Christentum kam 1922 mit den Pfingstkirchen nach Zwedru, seit 60 Jahren gibt es auch hier die katholische Kirche, aber was die Leute hier leben und glauben, ist kein Christentum. Die Leute sind nicht einmal getauft, sie kennen oft nur das Vaterunser, und einen Priester, der mit ihnen die Messe feiert, haben viele Katholiken noch nie erlebt.“

Pater Joseph und seien Mitbrüder wissen, dass sie ganz von vorn anfangen müssen. Das Land leidet noch immer an den Folgen von14 Jahren Bürgerkrieg mit 250 000 Toten und einer Million Vertriebenen. „Die Kokombas in Ghana brachten mir bei: Die Henne trinkt Tropfen für Tropfen,“ sagt Pater Joseph. „Die Leute hier sind durstig nach Gott. Aber das Wasser ist schmutzig, wir müssen es viele Male filtern, bis es genießbar ist.“

In der Regenzeit sind die schlechten Straßen vor Ort kaum befahrbar. (Foto: SVD)
In der Regenzeit sind die schlechten Straßen vor Ort kaum befahrbar. (Foto: SVD)

Die Steyler bieten Bibelgespräche an, sie laden zu Besinnungstagen ein und versuchen, die jungen Leute zu gewinnen. Denn bisher kommen vor allem alte Menschen in die Kirche, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen beginnt erst langsam. Viele Liberianer sind misstrauisch, weil sie in den Pfingstkirchen gegen den Katholizismus aufgehetzt werden: Katholisch-Sein steht dort für: trinken, Frau verführen und gegen die Bibel und Gottes Gebot handeln.

„Wichtig ist auch, die Katechisten zu bilden,“ betont Pater Mazur. „Die werden zwar von der Diözese bezahlt, aber sie wissen nichts über die Liturgie, die Bibel oder die Sakramente. Sie können höchstens das Kreuzzeichen und ein Vater unser.“ Einmal im Monat holen Pater Mazur und Pater Jean Bertrand die Katechisten zusammen, damit sie lernen, Gottesdienste ohne Priester zu leiten, die biblischen Texte der Sonntage zu lesen und die wichtigsten Gebete in ihre Sprache zu übersetzen. „Wir vier haben viel Erfahrung in verschiedenen Ländern der Welt gesammelt,“ weiß Pater Mazur. „Aber Liberia ist etwas völlig anderes. Wir müssen Geduld haben und den Durst der Leute fördern, damit sie trinken – Tropfen für Tropfen.“

Christina Brunner

 
Melanie Pies-Kalkum

Medienredaktion
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